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Fuchsjagd ???

             

Muß Fuchsjagd sein ?

Ich beobachte, fotografiere und filme nun über 45 Jahre Füchse in freier Wildbahn. In dieser Zeit habe ich auch einige wissenschaftliche Abhandlungen gelesen. Demnach bin ich der Meinung, daß die Bejagung unseres heimischen Rotfuchses nicht sein muß.

Der Fuchs ist ein äußerst nützliches Tier und stellt für den Menschen keine Gefahr dar. Der Fuchs ernährt sich zu über 90 % von Mäusen und Aas. Somit ist er als Gesundheitspolizist wichtig und besonders bei Landwirten als Mäusevertilger sehr beliebt.

Der Fuchsbestand regelt sich aufgrund des Nahrungsangebotes selbst. Viel Nahrung, hohe Abschußzahlen bedeutet viele Fuchsnachkommen! Keine Jagd, also kaum Nachkommen.

Je mehr der Fuchs also verfolgt wird, umso mehr Junge bringt er zur Welt. Das weiß ich auch aus eigener Erfahrung zu berichten. In einem nachweislich äußerst stark bejagten Revier konnte ich durch einen Tipp eines Freundes eine Fähe filmen, die 9 Welpen        

             

säugte. Für den NDR-Film "Im Tal der Füchse" wurden fast 3 Minuten von mir wildlife gedrehte Filmszenen verwendet. Nach Auskunft des Forstamtes " Nationalpark Harz" gibt es trotz 20-jährigem Jagdverbot kaum Füchse.

             
             

Ich kannte ein Revier, in dem Füchse wegen eines Hasenmonitorings rigoros bejagt wurden. Habe den Pächter deswegen angesprochen: Wenn Du dein Revier fuchsleer schießt, strömen im nächsten Juli/August die Jungfüchse aus der Nachbarschaft in dein Revier, weil es ja "frei" ist. Also hat sich deine Aktion doch wohl auch nicht gerade positiv ausgewirkt, oder?

Sind diese Aussagen nicht Beweis dafür, daß die Fuchsjagd kontraproduktiv ist und der Geschichte angehören sollte? Warum hat man wohl erst kürzlich die Fuchsjagd in Luxemburg abgeschafft?



Für die 360.000 Hobby-Jäger in Deutschland ist der Fuchs ein Beutekonkurrent, der für den Rückgang des Niederwildes (Rebhuhn, Fasan u. Hase) verantwortlich sein soll?

Das Niederwild ist vom stetigen Rückgang seines Lebensraumes und wegen der verstärkt eingesetzten Pflanzenschutzmittel bedroht. Warum schießen Jäger eigentlich immer noch auf die wenigen Rebhühner, Fasanen und Hasen die übrig geblieben sind?

Wenn ich dann lese, dass vielerorts Giftköder gegen die extreme Mäusepolulation ausgebracht werden, frage ich mich, warum denn der Fuchs nicht diese Aufgabe preiswerter und für uns Menschen sicherlich gesünder übernehmen sollte.



Es gibt keine natürlichen Feinde mehr?

Füchse regulieren sich über das Nahrungsvorkommen und ihr Reviersystem. Diese beiden Faktoren lassen Überbestände nicht zu. Natürliche Feinde braucht es dazu gar nicht. Selbst wenn es Wolf und Luchs wieder in Deutschland als Feind gäbe - der Wolf wandert ja gerade wieder ein - würde der Fuchsbestand nur marginal verändert; geringer als die Reduzierung durch den Autoverkehr.

Wir haben hier bei uns auch mittlerweile mehrere Uhu-Bruten. Im letzten Sommer ist uns ein 3-köpfiges Fuchsgeheck komplett vom Uhu weggeholt worden. Der hatte seinen Horst in weniger als 800 m Entfernung. Aber: Das ist halt Natur.



Im Februar jeden Jahres finden ja überall in Deutschland großangelegte Fuchsvernichtungsaktionen ("Fuchswochen") statt.

Die Rolle des Fuchsrüden bei der Welpenaufzucht ist wissenschaftlich unstrittig und jeder findet Belege dafür, wie auch hier in meiner Videobeobachtung:        

             
             

Insofern ist es für mich ein eindeutiger Verstoß gegen §22 Abs. 4 des Bundesjagdgesetzes. Geahndet wird das nicht, weil die Jägerschaft die Rolle des Fuchsrüden leugnet und mit dieser Propaganda bislang sogar noch die Ministerien im Griff hat. Ein Verstoß ist es dennoch, und damit wird man in absehbarer Zeit auch entsprechend umzugehen haben, ohne das geltende Recht zwangsweise ändern zu müssen. Fakt ist: Die Rüden spielen eine wesentliche Rolle bei der Welpenaufzucht. §22 Abs. 4 des Bundesjagdgesetzes verbietet die Bejagung zur Aufzucht notwendiger Elterntiere. Fakt ist auch, dass sich Füchse ab etwa Anfang Dezember zu paaren beginnen. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis Jagd auf Füchse ab Dezember verboten werden muss, weil man hier wissentlich inkauf nimmt, dass man überlebenden Fähen die Rüden wegschießt, was dem Gesetz zuwider läuft.



Welche Gründe gibt es denn jetzt noch für die Fuchsbejagung?

1 - Tollwut: Deutschland ist seit Jahren Tollwut-frei (durch Impfköder; nicht durch Jäger!)

2 - Fuchsbandwurm: Das Risiko, sich als Otto-Normalverbraucher (außer Jäger) zu infizieren, ist verschwindend gering. Das Restrisiko kann durch entsprechende Hygiene nochmal stark reduziert werden. Die Befallrate von Füchsen lässt sich mittels Impfködern dauerhaft gegen Null reduzieren. Mehr Menschen sterben in Deutschland durch Jäger.

3 - Räude: Füchse entwickeln, wenn sie den Befall überstehen, eine Resistenz. Eine Behandlung ist gut möglich, bei Menschen sehr gut. Eine Bejagung führt nur noch mehr zur Verbreitung.

4 - Artenschutz: Füchse sind nur mit 1-5% für Bodenbrüter-Verluste verantwortlich. Ein Fuchs kann keinen gesunden Feldhasen erbeuten (auch das habe ich selbst beobachten können); sehr selten werden Rehkitze gerissen. Über 90% der Beute sind ja Mäuse und Aas.

5 - Pelz: Ist heutzutage eh verpönt; Pelze durch Beschuß sind außerdem fast untauglich

6 - Nahrungsbeschaffung für uns Menschen: Kein Mensch ißt Füchse

7 - Spaßfaktor: Gemäß Tierschutzgesetz ist das Töten von Tieren oder das Zuführen von Leid ohne notwendigen Grund verboten, und "weil es Spaß macht" ist kein notwendiger Grund im Sinne des Gesetzes. Was bietet man einem revierlosen Jungjäger zum Schießen an? Einen Rothirsch oder einen Rehbock? Nein, Füchse !



Baujagd, bei der eine äußerst hohe Verletzungs- und Tötungsgefahr sowohl für Fuchs als auch für den Jagdhund besteht, will ich hier erst gar nicht anprangern.

Sorry, aber ich hoffe auf eine entsprechend schnelle Novellierung des Jagdgesetzes.


2015-02-12 (c) Helmut Sütsch
       

Hessischer Rundfunk HR Fernsehen "Defacto" 2014

  
             



Lokalfernsehen Rheinland-Pfalz "Objektiv" 2014

  
             




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